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Einigung über Schiele-Zeichnungen im Leopold Museum
Wien (APA) - Seit November 2010 steht fest, dass fünf Schiele-Zeichnungen aus dem Besitz der Leopold Museum-Privatstiftung an die Erbin nach Karl Mayländer zu restituieren wären. Nun wurde eine Einigung präsentiert: Zwei Blätter werden zurückgegeben, drei verleiben im Museum - für Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) "eine salomonische Lösung".
"Es war ein sehr intensiver Gesprächsreigen seit Beginn dieses Jahres, wo sich erste Anzeichen ergeben haben, dass man vielleicht zu einer Lösung kommt", sagte Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) heute in einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz im Leopold Museum. "Wir haben in stiller Diplomatie Gespräche geführt mit beiden Seiten."
Zuvor war der in den USA lebenden Erbin Eva Zirkel von der Leopold Museum Privatstiftung laut Stiftungsvorstand Helmut Moser "ein namhafter Betrag" (laut "Standard" vom 11.2. etwa fünf Millionen Euro) geboten worden. Nachdem dieses Angebot aber unbeantwortet geblieben sei, habe Ostermayer "die Dolmetscher-Funktion übernommen", so Moser. "Das Angebot war sehr hoch", gab Erika Jakubovits von der Israelitischen Kultusgemeinde zu. "Aber die Erbin hat sich nicht für Geld interessiert, sie wollte die Zeichnungen zurückhaben."
Die Stiftung gab schließlich den Standpunkt der kompletten Verweigerung einer Naturalrestitution auf. "Wir sind einen Schritt weiter gegangen, weil wir den Rechtsfrieden wollten", sagte Moser. In den Gesprächen, die erst am gestrigen Mittwoch abgeschlossen wurden, sei es zuletzt nur noch um das Aufteilungsverhältnis 1:4 oder 2:3 gegangen, sowie um die Frage, wer die Auswahl treffen dürfe, sagte Ostermayer. Man konnte sich schließlich auf zwei Blätter einigen, die sich die Erbin aussuchen dürfe. Diese hat ihre Wahl, beraten von ihren US-Anwälten, auch bereits getroffen: "Selbstdarstellung mit gestreiften Ärmelschonern" (Bleistift und Deckfarben auf Papier, 1915) und "Sitzender Bub mit gefalteten Händen" (Schwarze Kreide, Aquarell und Deckfarben auf Papier, 1910) werden das Leopold Museum verlassen.
Der neue Direktor des Leopold Museums, Hans-Peter Wipplinger, dankte Ostermayer für sein Verhandlungsengagement und betonte, die Einigung sei auch für Elisabeth Leopold, die Witwe des Sammlers und Museumsgründers, wichtig. Der Zeitpunkt, nämlich die heute Abend stattfindende Eröffnung der ersten von ihm programmierten Ausstellungen, hätte nicht besser gewählt sein können. Wipplinger könne sich nun unbelastet der Zukunft des Museums widmen, zeigte sich auch Ostermayer erfreut, betonte aber, es habe keinerlei Junktimierung mit anderen Fragen wie etwa der vom Leopold Museum seit langem geforderten Anhebung der Bundesförderung gegeben.
Für Jakubovits hat "eine Kombination" von Umständen schließlich zum Erfolg der Verhandlung geführt: Natürlich habe "eine neue Direktion, die anders agiert", sehr dazu beigetragen. Aber auch die seit einigen Wochen täglich erneuerte Aussendung, die an das betagte Alter der Erbin erinnerte, habe ihrer Meinung nach dazu beigetragen: "Mir ist sehr am Herzen gelegen, dass die Erbin das noch erlebt."
Heute ist die Erbin nach Karl Mayländer demnach übrigens genau 95 Jahre und 81 Tage alt.