News

Gemeinsame Stellungnahme der Museumsverbände ICOM Österreich sowie Museumsbund Österreich zur geplanten Mwst-Erhöhung

30.01.2015

An
Herrn
Dr. Jörg Schelling
Bundesminister für Finanzen

 

und

Herrn
Dr. Josef Ostermayer
Bundesminister für Kunst und Kultur, Verfassung und Medien

 

Graz / Wien, im Jänner 2014

 

Betreff: Stellungnahme der Museumsverbände ICOM Österreich sowie Museumsbund Österreich / Mwst-Erhöhung

 

Sehr geehrter Herr Dr. Schelling,
Sehr geehrter Herr Dr. Ostermayer,

 

die beiden Museumsverbände ICOM Österreich und Museumsbund Österreich schließen sich den Protesten unserer Kolleginnen und Kollegen aus der Kunst- und Kulturbranche gegen die geplante Erhöhung des bis dato begünstigen Mehrwertsteuersatzes von 10 % an, die natürlich auch die Museumsbranche empfindlich treffen würde. Die Verteuerung nicht an die Besucher weiterzugeben, ist angesichts der finanziellen Lage vieler Häuser unmöglich.

 

Die damit zu vollziehende Erhöhung der Eintrittskartenpreise hat durch eine anzunehmende Abnahme der Besucherzahlen einen Erlösrückgang der Einnahmen zur Folge – mangels Preisbereitschaft vor allem der inländischen Museumsbesucher, die im Gegensatz zu Kunst- und Kulturtouristen aus dem Ausland weitaus geringer ist. 2012 zählte Statistik Austria über 12 Millionen Museumsbesucher, mit verwandten Einrichtungen (Gedenkstätten, Ausstellungen oder Zoos bspw.) sind es sogar 26 Millionen Besucher. Nicht nur die Eintrittskartenerlöse würden sinken, auch die durch Museumsshop und Restaurantbereich lukrierten zusätzlichen Einnahmen wären davon betroffen. In der Folge steigt der Subventionsbedarf der musealen Einrichtungen.

 

Hinzu kommt noch die kultur-, kunst- und bildungspolitische Dimension hinsichtlich des Bildungsauftrages der Museen als außerschulische Bildungseinrichtung, die angesichts der aktuellen bildungspolitischen Diskussionen und Lehrplanverkürzungen vor allem im geisteswissenschaftlichen und geschichtlichen Bereich kultur-, bildungs- und gesellschaftspolitisch in vieler Hinsicht ein desaströses Signal wäre.

 

Die erhofften finanzpolitischen Erträge stehen hier in keiner Relation zum kulturellen Schaden, der durch diese Maßnahme entsteht. Gerade in Zeiten wirtschaftlich und gesellschaftlich so schwieriger Entwicklungen, gilt mehr denn je: Kultur und Kunst mag viel Geld kosten, doch Unkultur kostet noch viel mehr! Denn Museen sind nicht nur Freizeiteinrichtungen, sondern gesellschaftlich-kulturell sinngenerierende und vor allem sinnvermittelnde Institutionen. Sie zeigen einem breiten Publikum vielfältige Positionen des gesellschaftlichen und kulturellen Diskurses auf und bieten so eine fundierte Alternative zu gesellschaftlichen Extremen und kulturellen Polarisierungen.

 

Im Namen aller unserer Mitglieder ersuchen wir sie daher dringend und eindringlich, unsere kulturellen Leistungen nicht durch die Erhöhung der Mehrwertsteuer noch weiter zu belasten.

 

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Danielle Spera
ICOM Österreich

 

Dr. Wolfgang Muchitsch

Museumsbund Österreich