Ergebnisse der ICOM Umfrage: Museen und die Corona-Krise

Ergebnisse der ICOM Umfrage: Museen und die Corona-Krise

Internationale ICOM Umfrage
Museums, museum professionals and COVID-19

 

Mit der ICOM Umfrage wurden aktuelle Informationen über die Auswirkungen der derzeitigen Corona-Krise auf Museen auf der ganzen Welt gesammelt. 1.600 Einreichungen von Museen und Museumsmitarbeiter/innen aus 107 Ländern sind im Befragungszeitraum zwischen 7. April und 7. Mai 2020 eingelangt. Es wurden fünf Themenbereiche abgefragt: die aktuelle Situation der Museen und Museumsmitarbeiter/innen, zu erwartenden wirtschaftliche Auswirkungen, Strategien der digitalen Vermittlung und Kommunikation, Museumssicherheit und konservatorische Maßnahmen zum Erhalt er Sammlungen sowie die aktuelle Lage der Freelancer und Selbstständigen im Museumsbereich.

 

82,6% der befragten Museen gaben an, ihre Aktivitäten und Programme reduzieren zu müssen, 29,8% sehen sich gezwungen in nächster Zeit Mitarbeiter/innen abzubauen. 12,8% der Museen befürchten ganz schließen zu müssen. Von Schließungen betroffen, bezeichnen sich vor allem Museen in Afrika, Asien und in den arabischen Ländern, 8% der Museen in Europa.

 

Die Studien zeigen ebenso die ungleiche Verteilung der Museen auf der ganzen Welt auf. 65% der rund 95.000 Museen weltweit befinden sich demnach in Westeuropa und Nordamerika, 16 Staaten verfügen über mehr als 1000 museale Einrichtungen. Mehr als 90% mussten während der Hochphase der Pandemie ihre Häuser schließen. Die Finanzierungsstruktur von Museen ist sehr unterschiedlich, rund 40 Prozent der Museen gaben an, Einbußen sowohl im Bereich des Sponsorings als auch der staatlichen Unterstützung zu befürchten. Während die Situation der permanent angestellten Museumsmitarbeiter/innen sich noch stabil darstellt - nur 6% gaben an Verträge nicht zu verlängern oder zu beenden – stellt sich die Situation der Freelancer und Selbstständigen im Museumsbereich dagegen dramatisch dar: 16,1% der Befragten gaben an, dass sie temporär ihre Arbeit verloren haben, von 22,6% wurden die Verträge nicht verlängert.

 

Während des Lockdowns verstärkten viele Museen ihre digitalen Aktivitäten: die digitale Kommunikation wurde um mindestens 15% ausgebaut, Aktivitäten in den Sozialen Medien nahmen sogar um über 50% zu. Dennoch sind wir von einer weltweiten Vernetzung im Museumsbereich noch weit entfernt. So konnten nur 5% der Museen in afrikanischen Ländern Online-Inhalte anbieten. Die COVID-19 Krise macht die gravierenden Unterschiede im Zugang zu Ressourcen besonders deutlich sichtbar. Diese globale Perspektive auf die Museen hilft uns dabei, den politisch Verantwortlichen klare Daten zu liefern, um die notwendigen Maßnahmen zur Unterstützung der Museen in dieser schwierigen Zeit zu treffen. Für Österreich bedeutet das, dass die Museen dringend Planungssicherheit für 2021 und den Ausgleich der finanziellen Verluste für 2020 brauchen. Zusätzliche Mittel der öffentlichen Hand sind dringend notwendig, um die massiven Einnahmerückgänge auszugleichen. Hier müssen neben den Bundesmuseen natürlich auch Landes-, Stadt- und Regionalmuseen berücksichtigt werden!

 

ICOM Österreich setzt sich daher für die Einrichtung eines Rettungsschirms für Museen ein.

 

 

 

Hier eine kurze Zusammenfassung der Ergebnisse:

 

1) Im April waren weltweit fast alle Museen wegen der Maßnahmen zur Bekämpfung der COVID-19 Pandemie geschlossen.

 

2) Während des Lockdowns verstärkten viele Museen ihre digitalen Aktivitäten. Fast die Hälfte der Befragten gab an, dass ihr Museum bereits vorher zumindest einen Teil der Sammlungen digital zugänglich war bzw. das Museum in den Sozialen Medien präsent war. Diese Aktivitäten wurden während des Lockdowns noch verstärkt,digitale Kommunikation wurde um mindestens 15% verstärkt eingesetzt. Aktivitäten in den Sozialen Medien nahmen sogar um über 50% zu.

 

3) Der Großteil der Museumsmitarbeiter/innen war im Home Office tätig. 84% der Museen gaben an, dass zumindest ein Teil ihrer Mitarbeiter/innen während des Lockdowns von zuhause aus tätig war.

 

4) Die Situation der permanent angestellten Museumsmitarbeiter/innen erscheint sehr stabil. Dennoch wurden in 6% der Fälle Verträge nicht verlängert oder beendet.

 

5) Die Situation der Freelancer und Selbstständigen im Museumsbereich ist dagegen alarmierend: 16,1% der Befragten gaben an, dass sie temporär ihre Arbeit verloren haben, 22,6% konnten ihre Verträge nicht verlängern. 56,4% der Selbstständigen gaben an, dass sie sich keine Gehälter aus der eigenen Firma auszahlen konnten, 39,4% mussten bereits oder haben vor Mitarbeiter/innen zu entlassen.

 
6) 82,6% der befragten Museen gaben an, ihre Aktivitäten und Programme reduzieren zu müssen, 29,8% sieht sich gezwungen in nächster Zeit Mitarbeiter/innen abzubauen. 12,8% der Museen befürchten ganz schließen zu müssen. Von Schließungen könnten vor allem Museen in Afrika, Asien und in den arabischen Ländern betroffen sein, 8% der Museen in Europa.
 
7) Sicherheits- und konservatorische Maßnahmen zum Erhalt der Sammlungen wurden auch während des Lockdowns großteils fortgesetzt: 80 % der Befragten gaben an, dass diese fortgesetzt oder sogar verstärkt wurden. 20% der Museen in Afrika, Latein Amerika und in der Karibik bewerteten die getroffenen Maßnahmen jedoch als nicht ausreichend.
 
 

ICOM Report zum Download:

https://icom.museum/wp-content/uploads/2020/05/Report-Museums-and-COVID-19.pdf

 

 

 

UNESCO Report `Museums Around the World in the Face of COVID-19`

Parallel dazu wurde von der UNESCO der Report `Museums Around the World in the Face of COVID-19` (Mai 2020) publiziert, der die Ergebnisse einer weiteren Befragung der UNESCO enthält. Dieser präsentiert ebenfalls neues Zahlen- und Datenmaterial zur weltweiten Situation der Museen und zu den Initiativen und Maßnahmen im Umgang mit der COVID-19 Krise.

 

UNESCO Report zum Download:

https://unesdoc.unesco.org/ark:/48223/pf0000373530

 

Weitere Informationen:

https://icom.museum/en/news/museums-museum-professionals-and-covid-19-survey-results/