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Ephesos ist nun Weltkulturerbe

05.07.2015

Die UNESCO Kommission nimmt Ephesos in die Liste der Weltkulturerbestätten auf

Presseaussendungs des ÖAI (Wien, 5. Juli 2015)

 

Das derzeit in Bonn tagende UNESCO Weltkulturerbe-Kommittee hat den Eintrag von Ephesos (Westtürkei) in die Liste der Weltkulturerbe beschlossen. Die antike Stadt, die seit 120 Jahren unter österreichischer Leitung ausgegraben wird, blickt auf eine Geschichte von 9.000 Jahren zurück. Ephesos war Hauptstadt der römischen Provinz Asia, beherbergte eines der sieben Weltwunder der Antike und entwickelte sich in christlicher Zeit zu einem wichtigen Pilgerzentrum. Zu seinen bekanntesten Bauwerken zählen der Artemistempel, die Celsus¬bibliothek, das Hanghaus, die Kirche der Gottesmutter Maria und die Johannesbasilika.

 

„Die UNESCO hat die einzigartige Bedeutung von Ephesos mit der Aufnahme in die Weltkulturerbeliste anerkannt. Das Österreichische Archäologische Institut (ÖAI), das seit 120 Jahren die Ausgrabungen in Ephesos leitet, freut sich sehr über diese Auszeichnung. Wir gratulieren der Republik Türkei und der Gemeinde Selçuk zu diesem großen Erfolg“, sagt Sabine Ladstätter, Direktorin des Österreichischen Archäologischen Instituts und Grabungsleiterin von Ephesos.

 

Die herausragende Bedeutung von Ephesos
Mit Ephesos wurde eine archäologische Stätte ausgewählt, die in allen historischen Perioden ‒ vom Neolithikum bis ins Mittelalter ‒ eine besondere Rolle spielte. Aufgrund ihrer geographischen Lage war die Hafenstadt Zentrum der Kommunikation und des Handels zwischen der Ägäis und dem anatolischen Hochplateau. Darüber hinaus war Ephesos ein religiöses Zentrum von überregionaler Bedeutung. Der Kult der Göttin Artemis reicht hier zumindest bis an den Beginn des 1. Jahrtausends v.Chr. zurück. Der zu ihren Ehren errichtete Marmortempel des 4. Jahrhunderts v.Chr. war der größte der griechischen Welt und zählte zu den sieben Weltwundern. In christlicher Zeit entwickelte sich die über dem Grab des Apostel Johannes errichtete Basilika zu einem der bedeutendsten Pilgerziele. Noch heute sind die Ruinen von Ephesos jährlich Anziehungspunkt für mehr als zwei Millionen Besucher. Da Ephesos in späterer Zeit nicht überbaut wurde, vermittelt die Ruinenstätte dem modernen Besucher dank zahlreicher wieder errichteter Bauten das Flair einer antiken Großstadt.
 

Was bedeutet die Ernennung zum Weltkulturerbe für die Grabung Ephesos?
„Unsere heutige Gesellschaft hat sich darauf verständigt, das geschichtliche Erbe, das die Menschheit miteinander verbindet und identitätsstiftend wirkt, unter besonderen Schutz zu stellen und seine kulturelle Vielfalt zu erhalten. Der Eintrag in die Liste der Weltkulturerbestätten ist daher nicht nur Auszeichnung, sondern zugleich auch Verpflichtung, mit diesem wertvollen und einzigartigen Kulturgut verantwortungsvoll umzugehen“, so Ladstätter. Mit dem Beitritt zur Konvention verpflichten sich die Vertragsstaaten, die Schutz- und Erhaltungsmaßnahmen der Welterbestätten auf ihrem Hoheitsgebiet eigenständig zu finanzieren. Um eventuelle Veränderungen des Erhaltungszustandes festzustellen, finden regelmäßige Überprüfungen durch die UNESCO statt. Das UNESCO Welterbezentrum muss zudem über außergewöhnliche Umstände und Arbeiten, die zu einer Bedrohung der Welterbestätte führen könnten, informiert werden.
 

Information zum UNESCO Weltkulturerbe
Auf der UNESCO-Liste des Welterbes sind 1007 Denkmäler in 161 Ländern verzeichnet. Davon sind 779 Kulturdenkmäler und 197 Naturdenkmäler, weitere 31 Denkmäler werden sowohl als Kultur- als auch als Naturerbe geführt. Die UNESCO verleiht den Titel Welterbe (Weltkulturerbe und Weltnaturerbe) an Stätten, die aufgrund ihrer Einzigartigkeit, Authentizität und Integrität weltbedeutend sind und von den Staaten, in denen sie liegen, für den Titel vorgeschlagen werden. Der Titel beruht auf der von 190 Staaten und Gebieten ratifizierten Welterbekonvention von 1972.

In der Türkei gibt es bereits 13 Welterbestätten, unter ihnen sind die bekannten archäologischen Stätten Pergamon, Troja, Hierapolis-Pamukkale und Hattuscha.

 

Weitere Informationen:

http://www.oeai.at/

 

Foto-Credit: ÖAI, Celsus-Bibliothek, Ephesos