Report von der ICOM CECA Conference 2018 "Museums, Education and Cultural Action – Between old and new meanings"

Report von der ICOM CECA Conference 2018 "Museums, Education and Cultural Action – Between old and new meanings"

24.-28. September 2018, Tiflis

von Wencke Maderbacher, National Correspondent, ICOM CECA Austria

 

Präsentation Vermittlungsprojekt Paulo Cuiça und Joana Olivença, Stadtmuseum Lissabon, Kartenspiel und historischer Stadtplan

 

Ca. 110 TeilnehmerInnen reisten für die internationale CECA Konferenz zu Georgiens Hauptstadt Tiflis. Die lange Anreise wurde mit großer Gastfreundschaft und spannenden Museumsbeiträgen in Georgiens Nationalmuseum belohnt. Das heurige Thema drehte sich ganz um das Komitee selbst, die Bedeutung des Namens, die Geschichte und die aktuellen Aufgaben.

 

Hier ein paar Highlights aus den heurigen Vorträgen:

 

Jenny Wedgbury, CECA National Correspondent UK, präsentierte einen besonders interessanten Ansatz: Das Museum auf Rezept (Museums on Prescriptions) – ähnlich wie MedizinerInnen Medikamente und Kuren verschreiben, so könnten sie Kunstkurse, Chorsingen, Spaziergänge oder Gärtnern verschreiben. Und hier bieten sich Museen mit ihren mannigfaltigen Themen und Methoden der Vermittlung als ideale Partner an. Der Ansatz beschäftigt sich vor allem als Methode gegen die Vereinsamung und Überalterung in unserer Gesellschaft, mit dem Ausgangspunkt im persönlichen Wohlergehen – Was macht uns glücklich, wodurch tanken wir Energie? Jedoch hinterfragt Jenny Wedgbury sehr kritisch, was mit den TeilnehmerInnen nach einem derart geglückten, bereichernden Projekt geschieht – die Gruppe ist zusammengewachsen, doch nun ist das Projekt zu Ende. Was können die langfristigen Folgen und Auswirkungen sein? Wie viel Verantwortung tragen die Institutionen auf lange Sicht. Hier ein Link zum vollständigen Bericht vom Projekt „Museums on Prescriptions“: https://culturehealthresearch.files.wordpress.com/2017/10/mopguide.pdf

 

Jenny Wedgbury – Museums on Prescription – 5 Ways of Wellbeing

 

Einen anderen Ansatz verfolgte Megan Gooch von den Historic Royal Palaces UK. Sie stellte ein internationales Online Lernprogramm der Royal Palaces vor: https://www.futurelearn.com/courses/royal-fashion

 

Dieses fand schon einige Male zu jeweils wechselnden historischen Themen statt und der Erfolg steigt stetig. Beim aktuellen Kurs nahmen 23.000 Menschen aus aller Welt teil. Immer mehr TeilnehmerInnen führen den gesamten Kurs zu Ende und Studien ergaben, dass die TeilnehmerInnen anschließend besonders treue Fans der Institution wurden – sie besuchten oft nicht nur die Royal Palaces in England, sie nahmen auch an überdurchschnittlich vielen Spezialprogrammen online und vor Ort teil.

 

Theo Meereboer, Museummaker & Reinward Akademy, hielt einen kraftvollen Vortrag über die Macht des Storytellings in Museen. Er beschreibt, welche Anforderungen heutzutage an Museen von der öffentlichen Hand herangetragen werden: Museen sollten das Schulsystem unterstützen und ergänzen, die Touristen unterhalten und in die Stadt locken, unser kulturelles Erbe bewahren. Museen tragen dazu bei, den gemeinschaftlichen Kontext besser zu verstehen und verantwortungsvolle BürgerInnen zu sein – und Storytelling hilft bei diesem Prozess. Wir als GestalterInnen in Museen sollen nicht nur unsere Geschichten erzählen, sondern vor allem zuhören sollen, welche Geschichten unsere Gäste erzählen. Nur so können Brücken entstehen und somit eine echte emotionale Verbindung aufgebaut werden.  Den KulturvermittlerInnen kommt in diesem Prozess als MediatorInnen eine besondere Rolle zu.

 

Theo Meereboer, Bridge the Gap – How set model helps museums with cultural action and activism

 

Das alles umspannende Thema der Konferenz war jedoch Cultural Action und Cultural Education. Vom CECA Board ausgehend untersuchte Arja van Veldhuizen, Stadtmuseum Woerden, die Begriffe von Cultural Education und Cultural Action.

 

Seit 1963 trägt das Komitee diesen Begriff im Namen. Im französischen ist „Culturelle Action“ ein gängiger Begriff – jedoch nicht in vielen anderen Sprachen, was zur genaueren Untersuchung geführt hat. Das CECA Projekt rief zur Sammlung von Begriffen rund um Cultural Education und Cultural Action auf – welche Begriffe werden in den jeweiligen Ländern und Sprachen verwendet. Im deutschsprachigen Raum gibt es z.B. den Unterschied, dass in Österreich Großteils von Kulturvermittlung gesprochen wird, während hingegen in Deutschland meist der Begriff Museumspädagogik verwendet wird. Vermittlung wird in einigen Ländern aufgegriffen (niederländisch – bemiddling, dänisch – formiddling..). Arja van Veldhuizen kam zu dem Schluss, dass die kleine Änderung von Cultural Action zu Cultural INTERACTION viele sprachliche Barrieren überwindet und gut für die tatsächliche Tätigkeit der Kulturvermittlung passt. Das aktuelle Vokabular von ICOM CECA kann auf der Website heruntergeladen werden. Weitere Ergänzungen sind wünschenswert und können mit dem Formular eingereicht werden. http://network.icom.museum/ceca/publications/ceca-vocabulary/

 

Wencke Maderbacher konnte bei der Konferenz die Arbeit der sehr aktiven österreichischen Gruppe präsentieren. Großes Interesse fand dabei sowohl die 2017 durchgeführte Erhebung zur Organisation in der Kulturvermittlung, als auch das Berufsbild Kulturvermittlung. Die Anstrengungen von CECA Austria, die Arbeitsbedingungen zu verbessern, sich aktuell und kritisch mit der eigenen Rolle innerhalb der Institution und im Zusammenspiel mit dem Publikum zu hinterfragen, und die Sichtbarmachung von Kulturvermittlungsarbeit waren dabei das Hauptaugenmerk des Vortrages. Die Ergebnisse der CECA Austria Arbeitsgruppe haben dabei viel Enthusiasmus ausgelöst – unser Berufsbild und die Studie wurden international geteilt und werden nun in vielen nationalen Komitees diskutiert. Diese wichtige Netzwerkarbeit stärkt unser Berufsbild noch weiter.

 

Auch die historisch bedeutende Publikation ICOM Education 28 wurde von Wencke Maderbacher im Rahmen der Konferenz vorgestellt. Mehr als 20 AutorInnen haben dazu beigetragen, das Komitee zu beschreiben, die Geschichte gründlich zu erfassen und aktuelle Herausforderungen zu dokumentieren. Auch hier war ein österreichischer Report dabei: Angelika Doppelbauer, Lucia Täubler, Sandra Malez und Wencke Maderbacher haben die aktuelle Situation der österreichischen Kulturvermittlung ausführlich beschrieben.

 

Die internationalen Komitee-Konferenzen haben besondere Wichtigkeit, um die Zusammenarbeit und den Austausch zu fördern. Auch wenn mittels Social Media leicht Kontakt geknüpft werden kann und Informationen ausgetauscht werden können, so sind diese Treffen wichtig um zu erfahren, woran die anderen Länder gerade arbeiten und Kooperationen zu fördern. Mein großer Dank gilt daher ICOM Österreich, die mir diese Teilnahme ermöglichen und mich großzügig in meiner nationalen und internationalen Arbeit unterstützen.

 

2019 wird die Konferenz in Kyoto, Japan, stattfinden. Im Zuge dessen werden auch das Board und die Regional Delegates gewählt – weswegen es besonders wichtig ist CECA Mitglied zu sein, um auch wählen zu können. Das Thema der CECA Konferenz 2019 wird „Roles of Museum Education: Supporting Self and Society” sein – der Call for Papers wird bald starten.

 

Weitere Informationen zur ICOM General Conference 2019 in Kyoto, Japan:

http://icom-kyoto-2019.org/index.html