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Das Kunstmuseum im digitalen Zeitalter – 2021

11. Januar 2021 - 15. Januar 2021, Wien, Österreichische Galerie Belvedere

 

https://www.belvedere.at/das-kunstmuseum-im-digitalen-zeitalter-2021

 

Bereits zum dritten Mal widmet sich das Belvedere Research Center der digitalen Transformation von Kunstmuseen in einer internationalen Konferenz. Die Schwerpunktsetzung liegt 2021 auf musealen Online-Sammlungen und der Re-kontextualisierung des Museumobjekts im Wirkungsraum des Digitalen.

 

In Krisenzeiten wie der Corona-Pandemie und dem generellen lock down wurde der Ruf nach kulturellen Angeboten im digitalen Raum zunehmend lauter. Viele Museen reagierten umgehend, stellten bereits Vorhandenes online und entwickelten zahlreiche Programme für den virtuellen Besuch. Zugleich erfolgte eine Rückbesinnung auf die hauseigenen Bestände und deren Inhalte. So bieten die möglichst tief erschlossenen und multimedial aufbereiteten Online-Sammlungen nicht nur unterschiedlichen Zielgruppen Informationen für die sinnvolle Vorbereitung, Vertiefung und Nachbereitung eines Museumsbesuchs, sondern machen Kunst auch aus der Ferne in erweiterter Form erlebbar. Der Stellenwert des vom Museum bereitgestellten „Contents“ wird sich allerdings daran messen müssen, wie sehr dieser sich vom verwirrenden Überangebot im Netz abhebt und wie vertrauenswürdig er im Vergleich dazu ist.

 

Unter diesem Aspekt versammelt die zweitägige Veranstaltung interdisziplinäre Beiträge, die vor allem – aber nicht ausschließlich – folgende Themenbereiche reflektieren:

 

Das Museum als digitaler Wissensspeicher

 

Den Nucleus eines jeden Museums bildet seine Sammlung, auf welche alle Beschäftigung in dessen Umfeld stets zurückweist. Auch in einer „Welt der virtuellen Kommunikation“ liegt die „museale Authentizität […] unverdrossen im materiellen Artefakt“, postuliert der Medientheoretiker Wolfgang Ernst 2012. Deren Digitalisierung verfolgt daher das Ziel, Museumsobjekte als digitale Surrogate langfristig und nachhaltig zu sichern, sowie die Möglichkeit zu schaffen, sie zeit- und ortsungebunden einem breiten Publikum verfügbar zu machen. So wandelt sich die Sammlung zum echten Informationsspeicher, wird Bildungsinstrument und fungiert als Ausgangspunkt für ein breites Angebot an digitalen Formaten.

 

Mögliche Fragestellungen zu diesem Themenkomplex können die digitale Vermittlung musealer Inhalte sowie die Chancen und Herausforderungen von digitalen Strategien betreffen. Auch Analysen und Fallbeispiele zu den vielfältigen Möglichkeiten und methodischen Herangehensweisen der Digitalisierung, Visualisierung und Dynamisierung von Sammlungen, Dokumentation, Erschließung, Kontextualisierung, Annotation und Archivierung im Digitalen sind willkommen. Welche Rolle spielen interaktive Formate bei der Publikumsbindung? Wird der Gebrauch digitaler Medien als Behinderung der ästhetischen Wahrnehmung des Originals vor Ort angesehen? Auch Bild-Betrachter-Beziehungen wären diesbezüglich näher zu untersuchen. Inwiefern unterscheiden sich die Wahrnehmungsqualitäten von Originalen, ihren digitalen Surrogaten sowie möglicher virtueller Erweiterungen? Ist ästhetisches Erleben von Kunstwerken im digitalen Raum überhaupt möglich? Welche Optionen und Grenzen sind der Wissensformation gesetzt? Können kulturelle Phänomene und historische Prozesse mittels Datenbanken am Ende sichtbar gemacht werden? Wo liegt das Potential digitaler Sammlungen bzw. ihrer virtuellen Präsentationen?

 

Die Sammlung Online – Eine Frage des Zugangs

 

Die digitale Dokumentation des kulturellen Erbes kann als Grundlage für ein universales Gedächtnis verstanden werden, insbesondere, wenn deren virtuelle Verfügbarkeit gegeben ist. So bedingt die Digitalisierung der Sammlungsbestände zugleich den raschen, unkomplizierten, aber auch freien und offenen Zugang für unterschiedliche Zielgruppen sowie sämtliche Bildungs-, Forschungs- und Kultureinrichtungen. Dabei unterstützen Open Content-Programme „die geistige und kreative Freiheit“ und schaffen „Transparenz, Teilhabe, Resonanz und Wertschätzung“ (Bernhard Maaz, Das gedoppelte Museum, 2020). Um einem zeitgemäßen, vernetzten Informationsaustausch Rechnung zu tragen, kommen neueste Technologien zum Einsatz, die gemeinsame Datenstandards gewährleisten und die digitale Kommunikation zwischen diversen Systemen ermöglichen. Maschinenlesbarkeit, künstliche Intelligenz sowie die effiziente Nachnutzung mittels Endgeräten rücken zwecks diesem Ziel in den Vordergrund.

 

Einreichungen zu diesem Themenbereich können digitale Workflows, Infrastrukturen, interne und externe Prozesse oder Anwendungen widerspiegeln sowie epistemologische Fragen aufwerfen. Warum bedarf es einer theoretischen Grundlagenarbeit für ein digital offenes Museum? Besteht die Gefahr, dass sich neue Technologien verselbständigen und Inhalte bestimmen? Angesichts des Teilens von Daten und partizipativer Formate: wo beginnt, wo endet der Museumsraum? Was bedeutet dies in rechtlicher Hinsicht? Welche Fragen wirft der Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Museumsbetrieb auf? Welche Rolle spielt digitale Barrierefreiheit?

 

Wir freuen uns über Ihre Themenvorschläge aus den Bereichen Museum/Museologie, Kunst- und Kulturgeschichte, Medienwissenschaft und Digital Humanities. Bitte senden Sie Ihre Abstracts für einen 20- bis 25-minütigen Vortrag in deutscher oder englischer Sprache (max. 250 Wörter), einschließlich einer kurzen Biographie inklusive vollständiger Kontaktinformationen zusammengefasst als ein PDF-Dokument bis 1. September 2020 an: j.aufreiter@belvedere.at

 

Als Keynote Speaker konnte Prof. Ross Parry (University of Leicester) gewonnen werden.

 

Konferenzkomitee: Johanna Aufreiter, Christian Huemer, Ralph Knickmeier, Georg Lechner, (Österreichische Galerie Belvedere, Wien), Koenraad Brosens (KU Leuven)

 

Konferenzsprachen: Deutsch & Englisch

 

Konferenzpartner: Museumsbund Österreich, ICOM Österreich

 

Die Teilnahme an der Konferenz ist kostenlos.

 

Hashtag:  #digitalmuseum