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Bergung von Kulturgut im Nationalsozialismus, Mythen – Hintergründe – Auswirkungen
Veranstaltet von der Kommission für Provenienzforschung beim Bundeskanzleramt in Kooperation mit der Israelitischen Kultusgemeinde Wien
Im Zentrum der Konferenz stehen die Bergung von Kunst- und Kulturgütern während der Jahre 1938 bis 1945 sowie ihre Auswirkungen in der Nachkriegszeit. Durch die Fokussierung dieses bis dato wenig bearbeiteten Themas der Provenienzforschung soll die Veranstaltung dazu beitragen, eine Forschungslücke zu schließen. Bislang existieren nur wenige wissenschaftliche Arbeiten zur Materie, die zudem vorrangig den Blickwinkel des Kulturgutschutzes einnehmen. Kritische Sichtweisen, welche die Maßnahmen der nationalsozialistischen Diktatur reflektieren, wurden nur peripher behandelt. Bereits vor Kriegsbeginn hatte das NS-Regime die Rechtsgrundlagen für den präventiven Schutz von Kulturgütern geschaffen. Als direkte Konsequenz des Kriegsverlaufs wurden Bergungen, die stets dem »Führerwillen« untergeordnet waren, systematisch vollzogen. Die alliierten Streitkräfte wiederum hatten bereits in den frühen 1940er Jahren erkannt, dass es Planungen für die Zeit nach dem Krieg bedürfe, um diese Kunstschätze zu erhalten und rückzuführen. Die so genannten Monuments Men schafften es mittlerweile zum Filmtopos für Hollywood zu werden. Die Konferenz widmet sich den verschiedenen Bergungsmaßnahmen einzelner Museen und Institutionen und den damit verbundenen Ungereimtheiten der Kriegs- und Nachkriegszeit. Ihre Ergebnisse sollen einen wichtigen Beitrag für die aktuelle Provenienzforschung liefern.
Dienstag, 4.11.2014
Kongresssaal, Bundeskanzleramt, Ballhausplatz 2, 1010 Wien
18:00 Begrüßung
Dr. Christoph Bazil
Zur Konferenz
Rektorin Mag.a Eva Blimlinger
Eröffnung
Ehrenpräsident Dr. Ariel Muzicant
Bundesminister Dr. Josef Ostermayer
Festvortrag
Im Gespräch mit den Monuments Men.
Hollywoods »ungewöhnliche Helden« aus Sicht der Provenienzforschung
Dr.in Birgit Kirchmayr, Institut für neuere Geschichte und Zeitgeschichte, Johannes Kepler Universität Linz
Anschließend: Empfang
Es wird um Verständnis ersucht, dass der Besuch der Eröffnungsveranstaltung im Bundeskanzleramt nur mit gesonderter Einladung möglich ist.
Mittwoch, 5.11.2014
Kassensaal der ehem. Länderbank, Hohenstaufengasse 3, 1010 Wien
8:45 Registrierung
9:15 Begrüßung
9:30 –10:30 Panel I: Rahmenbedingungen zu Bergungen von Kunst- und Kulturgut in Österreich
Moderation: Eva Blimlinger, Kommission für Provenienzforschung, Wien
Rechtliche und historische Voraussetzungen des Kunst- und Kulturgüterschutzes in der NS-Zeit
Wiebke Krohn, Kommission für Provenienzforschung /mumok – museum moderner kunst stiftung ludwig wien
Koordinaten der Bergungen – Orte, Zeiten, Personen, Institutionen
Leonhard Weidinger, Kommission für Provenienzforschung /MAK – Österreichisches Museum für angewandte Kunst /Gegenwartskunst, Wien
Diskussion
10:30 –11:00 Kaffeepause
11:00 –12:00 Panel II: Personelle und strukturelle Grundlagen der Bergungen 1939 –1945 in Österreich
Moderation: Birgit Kirchmayr, Institut für neuere Geschichte und Zeitgeschichte, Johannes Kepler Universität Linz
Die Bergungsorte Steinbach (Jagd), Gaming (Schloss), Klosterneuburg (Stift) und Lauffen (Berg).
Arbeitsalltag, Sicherheitsvorkehrungen, Rückbergungen
Susanne Hehenberger & Monika Löscher, Kommission für Provenienzforschung / Kunsthistorisches Museum, Wien
»Die modernen Nibelungen salzen ihre Schätze ein«.
Die Bergungen des Instituts für Denkmalpflege
Lisa Frank & Anneliese Schallmeiner, Büro der Kommission für Provenienzforschung, Wien
Diskussion
12:00 –13:30 Mittagspause
13:30 –15:00 Panel III: Brennpunkte der Bergung von Kunst- und Kulturgut in NS- und Nachkriegszeit
Moderation: Birgit Schwarz, Institut für Kunstgeschichte, Universität Wien
Oberdonau – Drehscheibe des NS-Kunstraubs und der Kunstbergung
Michael John, Institut für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Johannes Kepler Universität Linz
Vom »Führerbau« zum Central Collecting Point. Verlagerung von Kunst- und Kulturgut am Beispiel München 1942 –1949
Meike Hopp & Stephan Klingen, Zentralinstitut für Kunstgeschichte, München
Die Staatlichen Sammlungen für Kunst und Wissenschaft Dresden im Zweiten Weltkrieg: Notbetrieb, Bergung, »Sonderauftrag Linz« – und das Ende
Gilbert Lupfer, Staatliche Kunstsammlungen Dresden
Diskussion
15:00 –15:30 Kaffeepause
15:30 –17:00 Panel IV: Studien zu Bergungen und Rückbergungen im regionalen Vergleich
Moderation: Felicitas Thurn-Valsassina, Dorotheum, Wien
Sheltered treasures: Dutch museums and the protection of art collections during the Second World War
Annemarie Marck, Restitutiecommissie, Den Haag
Rückführung von geborgenen Kunstgütern im doppelt besetzten Baden – amerikanische und französische Besatzungszone im Vergleich
Tessa Rosebrock, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe
Verschollene Miniaturen aus der Czernin’schen Gemäldegalerie
Imma Walderdorff, Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung, Wien
Diskussion
Donnerstag, 6.11.2014
Kassensaal der ehem. Länderbank, Hohenstaufengasse 3, 1010 Wien
9:15 –11:00 Panel V: Bibliotheksbergungen und -rückbergungen
Moderation: Margot Werner, Österreichische Nationalbibliothek, Wien
Raubgut für den Wiederaufbau: die Berliner Bergungsstelle für wissenschaftliche Bibliotheken
Sebastian Finsterwalder, Zentral- und Landesbibliothek Berlin, NS-Raubgutforschung & Peter Prölß, Klassik Stiftung Weimar
»Erwerbungen, Auslagerungen, Eroberungen, Bergungen, Rückführungen, ...«. Verwirrungen – Ergebnisse einer Revision der Handschriften- und Autographensammlung der heutigen Zentral- und Landesbibliothek Berlin
Detlef Bockenkamm, Zentral- und Landesbibliothek Berlin
Kriegsbergungen der großen Wiener Bibliotheken – Die Nationalbibliothek Wien und die Universitätsbibliothek Wien
Christina Köstner-Pemsel, Universitätsbibliothek Wien & Murray G. Hall, Institut für Germanistik, Universität Wien
Diskussion
11:00 –11:30 Kaffeepause
11:30 –15:30 Panel VI: Bergungsberichte aus österreichischen Museen
Moderation: Heinz Schödl, Kommission für Provenienzforschung, Wien
Dilettantismus oder politischer Wille?
Die Bergungsmaßnahmen der Graphischen Sammlung Albertina unter George Saiko
Pia Schölnberger, Kommission für Provenienzforschung /Albertina, Wien
»Sonst verlor die Österreichische Galerie kein Kunstwerk...«.
Bergung, »Entartete Kunst«, Fremddepot. Versuch einer »anderen« Geschichte der Österreichischen Galerie 1938 bis 1945
Monika Mayer, Kommission für Provenienzforschung /Österreichische Galerie Belvedere, Wien
»... da ihre Beschädigung keinen Verlust von unersetzlichen Kulturwerten darstellen würde.«
Bergungen und Kriegsverluste der akademischen Gemäldegalerie im Zweiten Weltkrieg
René Schober, Kommission für Provenienzforschung /Akademie der bildenden Künste, Wien
Diskussion
12:45 –14:15 Mittagspause
Bergungen und Rückbergungen der Sammlungen des Historischen Museums der Stadt Wien
Gerhard Milchram & Michael Wladika, Wien Museum
»Ab und zu wird ein neu einlangendes wertvolles Stück wieder verbracht.«
Zu den Luftschutzmaßnahmen ab 1939 im Joanneum
Karin Leitner-Ruhe, Universalmuseum Joanneum, Graz
»Auf 14 Bergungsorte verteilt!«
Bergung und Rückführung der Sammlungen des Ferdinandeums 1939–1945
Claudia Sporer-Heis, Tiroler Landesmuseen Betriebsgesellschaft m. b. H., Innsbruck
Diskussion
15:30 –16:00 Kaffeepause
16:00 –17:00 Panel VII: Bergungen »geraubter« bzw. »entarteter« Kunst
Moderation: Christoph Bazil, Kommission für Provenienzforschung, Wien
Tracing the Odalisque au tambourin by Matisse during World War II
Emmanuelle Polack, Institut national d‘histoire de l‘art, Paris
Verboten und verborgen. Lagerorte »Entarteter Kunst«
Meike Hoffmann, Forschungsstelle »Entartete Kunst« /Freie Universität Berlin
Diskussion
17:00 Schlusswort
Die Teilnahme an der Konferenz ist kostenlos, es wird aber um Anmeldung unter der E-Mail-Adresse bergungen@bka.gv.at gebeten.
Es wird um Verständnis ersucht, dass der Besuch der Eröffnungsveranstaltung am Abend des 4. November im Bundeskanzleramt aus Platzgründen nur mit gesonderter Einladung möglich ist.
Weitere Informationen:
http://www.provenienzforschung.gv.at/
Konzeption und Organisation: Mag.a Sabine Loitfellner & Dr.in Pia Schölnberger,
Israelitische Kultusgemeinde Wien und Kommission für Provenienzforschung beim Bundeskanzleramt
Bildrechte: Bundesdenkmalamt Wien, Israelitische Kultusgemeinde Wien, Österreichisches Staatsarchiv, Salinen Austria AG