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33. Österreichischer Museumstag 2022
Q U A N T E N S P R Ü N G E – Museum zwischen Kontinuität und Disruption
Das Landesmuseum Kärnten, der Museumsbund Österreich und ICOM Österreich laden zum Museumstag nach Klagenfurt am Wörthersee ein.
Programm:
Die ICOM CECA Austria Conference startet am Mittwoch, 12. Oktober, unter dem Titel Alles Fake, ganz ehrlich! den Dirskurs, wie Kulturvermittlung auf immer neue Wissensformen, Wahrheit(en), Meinungen und Realitäten reagieren. Nach der Möglichkeit, erste Eindrücke unseres neugestalteten kärnten.museums zu erhalten, findet am Abend die feierliche Verleihung des Österreichischen Museumsgütesiegels statt.
Das Programm am Donnerstag, 13. Oktober, startet mit der ICOM Keynote von Kaja Sirok.
Dr. Kaja Širok ist eine slowenische Historikerin und lehrt an der Universität Ljubljana. Sie ist derzeit Staatssekretärin für Kultur der Republik Slowenien, Präsidentin von ICOM Slowenien, ICOM Executive Board Member und Vorstandsmitglied von ICMEMO (ICOM International Committee of Memorial Museums in Remembrance of the Victims of Public Crimes). Von 2011 bis 2021 hat sie das Nationalmuseum für Zeitgeschichte in Ljubljana / Museum of Contemporary History of Slovenia (MNZS) geleitet. Kaja Širok zeichnet neben anderen europäischen Kulturprojekten, für die Entwicklung des Programms der europäischen Kulturhauptstadt Nova Gorica–Gorizia 2025 verantwortlich. Seit 2019 ist sie Mitglied im wissenschaftlichen Beirat des Hauses der Europäischen Geschichte in Brüssel.
Das weitere Vortragsprogramm widmet sich gegenwärtigen disruptiven Entwicklungen – aus je verschiedenen Blickwinkeln. Museen befinden sich seit jeher in einem grundlegenden Spannungsfeld zwischen Kontinuität und Disruption, zwischen Tradition und Neuanfang. Anhand von beispielhaften Quantensprünge in den Bereichen Wirtschaft, Technik, Kultur und Nachhaltigkeit wird grundsätzlich die Frage gestellt, wie ein Brückenschlag zwischen diesen scheinbaren Gegensätzen für Museen gelingen kann.
Am Abend freuen wir uns auf die Verleihung des Österreichischen Museumspreises!
Am Freitag, 14. Oktober, wird – nach der traditionellen aktuellen Stunde – in einem „Museum Rap“ zusammen mit zahlreichen Expert:innen den brandaktuellen Herausforderungen, Visionen, aber auch den momentanen Disruptionen in der österreichischen Museumsbranche nachgegangen. Altstadtführungen sowie kuratorisch begleitete Führungen durch das neu gestaltete kärnten.museum runden den Freitagnachmittag ab.
Der 33. Österreichische Museumstag findet zur Gänze in hybrider Form (physisch vor Ort und virtuell via Livestream) statt.
Gemeinsam mit dem Team des Landesmuseums Kärnten und dem Österreichischen Museumsbund freut sich ICOM Österreich, Sie bei diesem Get-together der österreichischen Museumscommunity begrüßen zu dürfen!
Konzeption:
Das Museum gründet auf den Pfeilern von Kontinuität und Tradition, befindet sich dabei aber auch in stetem Wandel, nicht zuletzt getrieben durch die Dynamik zunehmender Technifizierung. JETZT NEU sind die beiden wichtigsten Wörter, so vernehmen wir aus den Kommunikationsabteilungen, um den Botschaften auch der Museen an ihre potentiellen Besucher:innen Aufmerksamkeit zu verleihen. Wer auch möchte seinem Publikum sagen: „Kommen Sie, es ist alles wie immer“? Museen kommunizieren mit ihren Besucher:innen auf vielerlei Weise und müssen ihre Botschaften nicht selten sehr dehnbar gestalten um den Spagat zu schaffen, sich selbst und ihre Sammlungen immer wieder von Neuem „jetzt neu“ begreifen und vermitteln zu können. So neu und entstaubt Museen auch immer sind, sie bleiben Gedächtnisinstitutionen und die Weisen ihrer Bezugnahme auf Gegenwart und Zukunft sind von vornherein gebrochen und reflektiert aufgrund dieser einfachen Ausgangslage.
Wir sagen also: Das Museum befindet sich in einem grundlegenden Spannungsfeld zwischen Kontinuität und Umbruch – in einer Grundstimmung von Gegensätzlichkeit, der es begegnet und die es reproduziert. Kontinuität finden wir etwa im mehr oder weniger stabilen Sammlungsbestand, auf der Seite der Inventarisierungs-, Restaurierungs- und Konservierungsmaßnahmen, letztere geradezu ein Inbegriff für die Anstrengungen das, was ist, zu erhalten. Kontinuität häufig auch bezogen auf die für jedes einzelne Objekt vorhandene Historie und die zu erzählenden Geschichten. Andererseits befinden sich auch Museen in einer schnell sich wandelnden Welt und in Anbetracht eines gegenwärtig besonders beschleunigten technologischen Fortschritts oft genug konfrontiert mit mannigfachen Umbrüchen: in der Depotführung, in der vernetzten wissenschaftlichen Arbeit, im Storytelling. Das Neue, der Wandel erzwingt fortwährende Perspektivenwechsel, fortgesetztes Reflektieren und eine damit in Zusammenhang stehende permanente Hinterfragung von bestehenden Herangehensweisen. Bis heute nicht dagewesene Herausforderungen, zugleich aber auch Möglichkeiten und innovative Ansätze in Museumstheorie und Museumspraxis bestimmen im Museum mittlerweile den Alltag.
Selten zwar, aber doch immer wieder, erfindet sich ein Museum tatsächlich neu. Umgebaut, generalsaniert, erweitert, neu auf der Grünen Wiese. Einmal pro Generation, vielleicht auch nur einmal in zwei Generationen. Jetzt geschieht etwas Bemerkenswertes: Es ist mit einem Mal nun auch a priori und nicht bloß in seinem auf seine Sammlungen in ihrem Gegenwartsbezug reflektierten Dasein „JETZT NEU“. Das muss das Museum dann auch aushalten, dass neben seiner allzeit und unausräumbar gültigen Verantwortung, seine Sammlung über die Zeiten zu bewahren und zu erforschen wirklich hinzukommt, dass sich jetzt alles andere ändert. Oder aber sind Museen sowieso „agil“ und gehen immer mit der Zeit? Kontinuität als permanentes Change Management also oder der große Umbruch des Neuen? Wo die Grenzen der Vereinbarkeit von Beständigkeit und Umbruch liegen, ist eine der Grundfragen, welcher sich der Österreichische Museumstag 2022 widmen wird. Unter dem Titel „Quantensprünge“ versuchen wir einen Brückenschlag zwischen diesen scheinbaren? Gegensätzen.
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