Report ICOM KYOTO 2019 - Wencke Maderbacher

Report ICOM KYOTO 2019 - Wencke Maderbacher

Wencke Maderbacher
ICOM CECA National Correspondent Austria
ICOM CECA European Coordinator

 

REPORT
SCHOLARSHIP ICOM AUSTRIA INTERNATIONAL - Wencke Maderbacher
ICOM GENERAL CONFERENCE 2019 “Museum as cultural hubs: The Future of Tradition”

 

CECA Annual Conference “Roles of museum education: supporting self and society”
31. August – 8.September 2019

 

Alle drei Jahre sammelt sich das gesamte internationale ICOM Netzwerk zur gemeinsamen Generalconference, 2019 fand diese in Kyoto statt. Insgesamt beherbergte die Stadt etwas mehr als 4.500 MuseumsexpertInnen aus aller Welt. Das berühmte Kyoto International Conference Center war nicht groß genug, um alle parallelen Sessions abzudecken, weshalb teilweise noch ein weiteres Konferenzzentrum hinzugezogen wurde, um alle Fachbereiche und Committees abzudecken. Die japanischen GastgeberInnen waren unglaublich gut organisiert und hilfsbereit, so dass alle 4.500 KonferenzteilnehmerInnen von früh bis spät bestens betreut und unterstützt wurden.

 

Persönlich war es für mich ein besonderes Highlight in das CECA Board gewählt worden zu sein und künftig CECA, neben meiner Tätigkeit als National Correspondent, zusätzlich als European Coordinator zu repräsentieren. Das ist eine besonders spannende Aufgabe, da die europäischen Mitglieder mehr als die Hälfte der CECA Gemeinschaft ausmachen, hier besonders viele Sprachen gesprochen werden und es auch besonders viele National Correspondents gibt. Für die Board-Members fing die Konferenz schon am 31.August mit einem intensiven Tag der Übergabe vom alten zum neuen Board an, denn es gab einige neue Gesichter und eine neue Präsidentin:

 

ICOM CECA BOARD 2019 – 2022

 

CECA President: Marie-Clarté O’Neill
Secretary and Treasurer: Anne Marie Emond

 

Regional Coordinators:
-    Europe - Wencke Maderbacher
-    North America - Jeanine Pollard    
-    South America - Sylvana Lovay/Pignatta  
-    Asia - Asmah Alias
-    Middle East and North Africa - Nelly Aboud

 

Conference Coordinator: Zeljka Jelavic   
Website Coordinator: Angela Manders
Social Network Coordinator: Nelly Aboud
ICOM Education Coordinator: Stéphanie Wintzerith
Best Practice Award - Development of the tool and chairing the jury: Marie-Clarté O'Neill
Research Coordinator: Rosa Maria Hervàs Avilès
Young Member Scholarships: Jeanine Pollard    

 

 

Besonders wurde die Wichtigkeit von aktiven National Correspondents herausgekehrt, da man einen deutlichen Anstieg von Mitgliedschaften verzeichnen kann, in Ländern mit aktiven National Correspondents versus Länder ohne Correspondent oder inaktivem Posten. Deshalb werden v.a. die Regional Coordinator künftig besonders darauf achten, in allen Ländern engagierte KollegInnen zu unterstützen und zu etablieren.

 

CECA National Correspondents Belgium, Belgium, Netherlands, Germany, Austria, Lithuania

 

CECA Regional Coordinators for North America Jeanine Pollard & Asia Asmah Alias

 

Nach den Preconference Workshops fing am Montag die „richtige“ Konferenz an. Das eigentliche Thema der Generalconference war Sustainability. Doch ein anderes Thema beherrschte die heurige Konferenz vorrangig: Der Entwurf einer neuen Museumsdefinition. Bei der letzten Generalconference in Mailand 2016 wurde beschlossen, die aktuelle Version von einer Arbeitsgruppe zu überarbeiten. Diese wurde 2017 vom ICOM Board unter der Leitung von Jette Sandberg ins Leben gerufen. Ein Aufruf an alle ICOM Mitglieder erging, um Vorschläge für eine neue Definition zu sammeln. Hier sind mehr als 260 Beiträge zusammengekommen, aus denen die Arbeitsgruppe wiederum fünf Vorschläge herausgearbeitet hat und diese Entwürfe dann dem ICOM Board übermittelt hat. Ein Vorschlag wurde im Sommer 2019 kurz vor der Generalconference bekannt gegeben und über diese Formulierung sollte zunächst in einer Ja-Nein-Abstimmung bei der General Assembly entschieden werden. Doch bereits mit der Bekanntmachung der Formulierung und Verbreitung vor der Konferenz zeigten sich einige nationale und internationale Committees besorgt. Der Vorschlag zur Neuformulierung beinhaltet einen Paradigmenwechsel; wesentliche Aufgaben eines Museums werden nicht mehr genannt. Die Vermittlung ist im Entwurf gestrichen worden und wurde durch „Verständnis um die Welt verbessern“ ausgetauscht; Institutionen werden mit polyphonen Plätzen ersetzt, einem Begriff aus den Musikwissenschaften.

 

Hier die aktuelle Version und der Vorschlag der neuen Definition zum Nachlesen:

 

Aktuelle Version der Museumsdefinition
"A museum is a non-profit, permanent institution in the service of society and its development, open to the public, which acquires, conserves, researches, communicates and exhibits the tangible and intangible heritage of humanity and its environment for the purposes of education, study and enjoyment."

 

Vorschlag für eine neue Museumsdefinition
"Museums are democratising, inclusive and polyphonic spaces for critical dialogue about the pasts and the futures. Acknowledging and addressing the conflicts and challenges of the present, they hold artefacts and specimens in trust for society, safeguard diverse memories for future generations and guarantee equal rights and equal access to heritage for all people. Museums are not for profit. They are participatory and transparent, and work in active partnership with and for diverse communities to collect, preserve, research, interpret, exhibit, and enhance understandings of the world, aiming to contribute to human dignity and social justice, global equality and planetary wellbeing."

 

In vielen Diskussionen und Paneels wurde darüber diskutiert, dass der Entwurf für die neue Museumsdefinition mehr einem Mission Statement, als nach einer Definition, einer Beschreibung, anmutet. Sollen dann Museen, die nicht polyphon arbeiten, künftig keine Museen mehr sein? Öffnet diese Formulierung der Politik Tür und Tor taktische Wirtschaftsprojekte unter dem Deckmantel der Museumsförderung zu unterstützen? Oder andersherum, werden Museen, die dieser Definition nicht entsprechen, künftig öffentliche Förderungen untersagt? Die Argumente wurden durchaus emotional hervorgebracht und Klischees bedient, um Stimmung zu machen. Wem nützt die alte Version, wem die neue? Ist man rückschrittlich, wenn man gegen die neue Definition stimmt?

 

Sowohl ICOM Österreich als auch CECA International sprechen sich stark gegen den Vorschlag aus, der aktuell vorliegt. Für CECA ist es unvereinbar, dass die Kulturvermittlung aus der Definition gestrichen wird. Zwar ist man in Österreich und der Schweiz längst vom Begriff der Museumspädagogik (Education) zur Vermittlung gegangen, was man gut ins Englische mit Learning bzw. Cultural Interaction übertragen kann. Education ersatzlos zu streichen ist hingegen ein Zeichen in die falsche Richtung. Denn gerade die Kulturvermittlung war eine der ersten Disziplinen innerhalb der Institution Museum, die sich besonders intensiv für Inklusion und die Mitsprache der Gemeinschaft im Museum eingesetzt hat. Sie nun zu streichen oder für selbstverständlich zu erachten wäre Hohn.

 

Der offizielle Teil der General Conference endete am Samstag mit einer mit Spannung erwarteten General Assembly. Noch einmal gab es Gelegenheit alle Argumente vorzubringen, manche Länder wechselten während der fünf Stunden andauernden Sitzung ihre Haltung und die Präsidentin hatte die herausfordernde Aufgabe den Prozess fair zu leiten. Nach unzähligen Abstimmungen wurde schließlich mit einer 70%igen Mehrheit gegen eine Abstimmung über die neue Definition gestimmt. Das bedeutet, der Entwurf an sich wurde nicht abgelehnt, aber die Abstimmung darüber. Somit wurde diese Abstimmung auf Juni 2020 vertagt.

 

Das ist nicht besonders viel Zeit für die nationalen und internationalen Committees, um zum einen ihre Mitglieder ausreichend zu informieren, denn dazu blieb in den wenigen Wochen vor der Konferenz kaum Zeit, und zum anderen neue Vorschläge einzubringen. CECA arbeitet mit Hochdruck daran beides noch im Herbst umzusetzen und somit dem ICOM Board eine aktuelle Stellungnahme zu übermitteln. Für das CECA Board gab es am Sonntag nochmals einen intensiven Besprechungstag, an dem die Arbeit des neuen Boards geplant wurde und Aufgaben verteilt wurden. Vor allem die internationale Kommunikation und Aktivierung aller Mitglieder liegt dem neuen Board am Herzen und hat bereits erste Schritte gesetzt mit neuen Social-Media-Gruppen um die Kommunikation rascher zu gestalten.

 

Die nächste CECA Konferenz findet von 12.-18.Oktober 2020 in Leuven, Belgien, statt – gleich im Anschluss zum Österreichischen Museumstag 2020.
Anbei einige Impressionen von der Generalconference 2019 in Kyoto, den Boardmeetings, Exkursion nach Wakayama und Panels.