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Einladung: ICOM Österreich Vortrag

Palmyra geht uns alle an! Ein Krieg zerstört uraltes UNESCO-Weltkulturerbe
Programm:

Begrüßung
Dr. Georg Plattner, Direktor Antikensammlung/Ephesos Museums, KHM
Dr. Danielle Spera, Präsidentin ICOM Österreich

Schweigeminute zum Gedenken an Khaled Asaad

Vortrag von Prof. Dr. Andreas Schmid-Colinet


10. September 2015
Kunsthistorisches Museum Wien, Burgring 5, 1010 Wien, Vortragssaal
Beginn: 18:00 Uhr

Eintritt frei / Anmeldung erforderlich
ANMELDUNG


Der Tempel von Baal Shamin in Palmyra, der auf dem Bild oben zu sehen ist, steht nicht mehr.

Er wurde vor 2000 Jahren errichtet und gehört zum Weltkulturerbe der UNESCO. Jetzt haben ihn IS Terroristen in die Luft gesprengt. Die Barbarei dieser selbsternannten Gotteskrieger zerstört unwiderbringliches Weltkulturerbe und sie ermorden jene, die sich daran nicht beteiligen wollen. Menschen, wie Khaled Asaad, langjähriger Antikendirektor von Palmyra, der am 18. August 2015 von Schergen des sogenannten ?Islamischen Staates? im Alter von 82 Jahren in Palmyra auf bestialische Weise ermordet wurde.

Hunderttausende sind Opfer des Bürgerkrieges in Syrien, Millionen sind auf der Flucht. Uraltes Kulturland, das von den frühen Hochkulturen des Alten Orients über die blühenden Städte der Römerzeit bis zu den Kreuzfahrern und den islamischen Dynastien reicht wird brutal zerstört oder geplündert. Prof. Schmidt-Colinet stellt diese reiche Kulturlandschaft Syriens exemplarisch vor und zeigt anhand von aktuellen Bildern und Zahlen die katastrophalen Folgen des Krieges sowohl für die Menschen, als auch was den systematischen Raub und die unwiederbringliche Zerstörung von Kulturgut betrifft auf.

Der Schutz unseres gemeinsamen kulturellen Erbes ist ein zentrales Anliegen von ICOM. Jeden Tag werden irgendwo auf der Welt Kulturgüter gestohlen oder geplündert, um auf dem illegalen Kunstmarkt verkauft zu werden.  Dadurch werden weltweit Kulturstätten von unschätzbarem Wert für die Menschheit beschädigt oder zerstört. Nicht zuletzt finanzieren sich  auch Terrororganisationen wie die IS zu einem bedeutenden Teil aus diesen Erlösen. ICOM hat sich daher mit verschiedenen internationalen Organisationen zur Plattform ?ICOM International Observatory on Illicit Traffic in Cultural Goods? zusammen geschlossen, um gemeinsam effektive Instrumente zu entwickeln, um den illegalen Handel mit Kulturgütern zu bekämpfen. Gleichzeitig veröffentlicht ICOM laufend aktualisierte Listen - ?Emergency Red Lists of Cultural Objects at Risk? - der besonders betroffenen Länder, wie zurzeit Syrien und Irak.
Zum Gedenken an Khaled Asaad

Ohne ihn ging nichts, mit ihm ging alles
Von Andreas Schmid-Colinet


Die Nachricht der syrischen Antikendirektion löste bei uns Entsetzen aus: Khaled Asaad, langjähriger Antikendirektor von Palmyra wurde am 18. August 2015 von Schergen des sogenannten ?Islamischen Staates? im Alter von 82 Jahren in Palmyra auf animalische Weise getötet. Erst wurde er vor dem Museum geköpft, dann sein Leichnam an einer der Säulen des Tetrapylons im Zentrum der antiken Stadt zur Schau gestellt. Da ist es nur ein kleiner Trost, dass sein Sohn und Nachfolger im Amt sich aus Palmyra retten konnte, wenn auch schwerverletzt.

Khaled Asaad ? oder Abu Waleed, wie ihn seine Freunde und Kollegen nannten ? war von 1963 bis 2003 Direktor der Ausgrabungen und der Museen von Palmyra. In dieser Zeit hat er zahlreiche Grabungen, Restaurierungen und Forschungen in Palmyra geleitet und durchgeführt und damit internationale Anerkennung gefunden. Besonders interessiert haben ihn immer auch ethnologische Studien über die familiären Zusammenhänge und weitreichenden Verbindungen der Beduinen von der Palmyra-Region bis hin nach Saudi-Arabien. Ebenso groß aber ist sein Verdienst bei der Hilfestellung und Unterstützung auswärtiger Kolleginnen und Kollegen, mit denen er in enger Kooperation zusammengearbeitet hat.

So leitete er zwischen 1980 und 2003 gemeinsam mit mir im Auftrag der Syrischen Antikendirektion und des Deutschen Archäologischen Instituts Forschungen in Palmyra und Umgebung. Ohne ihn wäre diese Arbeit, deren Ergebnisse wir später in Monographien und Aufsätzen publiziert haben, nicht möglich gewesen. Er sorgte dafür, dass morgens um 5:30 Uhr 80 zuverlässige Arbeiter auf der Grabung standen und ein bei den Arbeitern anerkannter vertrauenswürdiger Vorarbeiter, der alte Haji Saleh, zur Verfügung stand ? bei diesem heiklen Unterfangen musste jede Familie in Palmyra entsprechend berücksichtigt werden. Er kümmerte sich darum, dass bei 40 Grad im Schatten jederzeit auf der Grabungsstätte im Gräbertal weitab von der Stadt für alle genügend Trinkwasser vorhanden war, zu den Teepausen Zelte zur Verfügung standen und ein zuverlässiger Wächter angeheuert wurde. Er veranlasste, dass an bestimmten Tagen um Punkt 9:45 Uhr, 12:15 Uhr und 15:30 Uhr eine Hebebühne von der Stadtverwaltung auf der Grabung stand, um Luftaufnahmen bei unterschiedlicher Beleuchtung machen zu können, und dass der Kran an einem bestimmten Tag zu einer bestimmten Uhrzeit zum Bewegen großer Blöcke zur Verfügung stand. Er stellte ein Grabungshaus und einen Koch, der noch bei dem französischen Archäologen und Restaurator von Palmyras Bel-Tempel Robert Amy in den dreißiger Jahren als Küchenjunge gearbeitet hatte und ?cuisine francaise? zu kochen und zu servieren wusste. Er konnte im Handumdrehen plötzlich auftauchende administrative bürokratische Hürden überwinden.
Kurz: Ohne Abu Waleed ging nichts, mit ihm alles. Auch in Streitfragen selbst massiverer Art wandte man sich vertrauensvoll an Abu Waleed, wie ich selbst erfahren habe. Die Herkunft aus einer alten bedeutenden palmyrenischen Familie, seine Bildung und Wissbegierde, sein bestimmender aber immer freundlicher Umgang, das wache Interesse an seiner eigenen Umwelt und Geschichte, eine ausgezeichneten Beziehungen und Kontakte in der ganzen Stadt machten ihn zu einer einflussreichen Persönlichkeit, auf die in Palmyra jeder hörte.

Diese Offenheit und die Verteidigung seines und unseres kulturellen Erbes hat er nun mit seinem Leben bezahlt.
(FAZ, 22.8.2015)
Prof. Dr. Andreas SCHMIDT-COLINET

Der Archäologe Andreas Schmidt-Colinet hat 30 Jahre lang im syrischen UNESCO-Welterbe Palmyra geforscht und leitete  von 1980 bis zum Ausbruch des Bürgerkriegs 2010 verschiedene wissenschaftliche Forschungsprojekte in Palmyra. Andreas Schmidt-Colinet studierte von 1967 bis 1974 Klassische Archäologie, Ur- und Frühgeschichte sowie Alte Geschichte. 1974 promovierte er in Köln im Fach Klassische Archäologie bei Heinz Kähler über Antike Stützfiguren. Von 1975 bis 1980 war Schmidt-Colinet als Assistent an der Universität Frankfurt tätig. 1975/76 hatte er das Reisestipendium des Deutschen Archäologischen Instituts. Von 1980 bis 1984 war er wissenschaftlicher Referent bei der Abteilung des Deutschen Archäologischen Instituts in Damaskus. Ab 1981 übernahm er die Leitung des Palmyraprojekts. Von 1984 bis 1992 arbeitete er als Oberassistent an der Universität Bern. Im Jahr 1990 erfolgte die Habilitation mit dem Beitrag  Studien zur Palmyrenischen Grabarchitektur und ihrer Ausstattung. In den Jahren 1992 bis 1996 hatte Schmidt-Colinet Gastprofessuren in Wien, Paris, Besançon, Warschau, Mainz und Neuchâtel inne. Von 2000 bis 2010 lehrte er als Professor für Klassische Archäologie an der Universität Wien. Schmidt-Colinet ist Verfasser zahlreicher Publikationen, zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen die hellenistisch-römische Kunst und Architektur im Vorderen Orient, die Nabatäische Felsarchitektur und die Grabungen und Forschungen in Palmyra. ist u.a. Mitglied der Mommsen-Gesellschaft (seit 1990), korrespondierendes Mitglied des Deutschen Archäologischen Instituts (seit 1993) und korrespondierendes Mitglied des Österreichischen Archäologischen Instituts (seit 1998).
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10. September 2015
Kunsthistorisches Museum Wien, Burgring 5, 1010 Wien, Vortragssaal
Beginn: 18:00 Uhr

Eintritt frei
beschränkte Teilnehmerzahl
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